Frischer Wind für den Innenbereich

Um den Gästen einen sicheren Indoor-Aufenthalt zu bieten, investieren viele Gastronomen jetzt in Luftreiniger und kontaktlose Gastro-Lösungen.

Wir zeigen Ihnen, welche Strategien, Virenfilter und digitalen Lösungen in puncto Sicherheit sinnvoll sind.

Lüften
 

Stoßlüften ist das günstigste Mittel um die Menge an Aerosolen (feste und flüssige Partikel, die von der Luft getragen werden) in der Raumluft zu reduzieren und zu verhindern, dass die Mikrotröpfchen sich nach und nach im gesamten Restaurantbereich verbreiten. Mindestens alle 20 Minuten sollte deshalb für mehrere Minuten gelüftet werden. So empfehlen es die existierenden Lüftungsregeln von Umweltbundesamt und den Arbeitsstättenrichtlinien.

Effiziente Luftreiniger
 

Luftreiniger saugen die Raumluft meist an der Unterseite an; die Luft passiert mehrere Filter, bis sie oben wieder ausgestoßen wird. Eine aktuelle Studie der Münchener Universität der Bundeswehr unter Leitung des Physikers Christian J. Kähler hat bewiesen, dass professionelle mobile Luftreiniger in der Lage sind, die Virenlast in geschlossenen Räumen fast komplett zu reduzieren. Um das zu leisten, müssen die Raumluftreiniger allerdings hochwertige Filter der Klasse H14 besitzen und mit einer großen Luftwechselrate arbeiten. Als Minimum, so Kähler, muss die Leistungsfähigkeit des Luftreinigers das Sechsfache des Raumvolumens pro Stunde betragen.

Misst ein Gastraum also 3 m Höhe, 5 m Breite und 5 m Länge, entspricht das einem Rauminhalt von 75 m³. Mal sechs genommen, muss der Luftfilter rund 500 Liter pro Stunde filtern können, um die Raumluft ausreichend von Viren zu befreien. Diverse Hersteller rüsten derzeit ihre Geräte mit solchen „Corona-Filtern“ auf. Die Auswahl an Modellen für die Gastronomie ist groß – ebenso wie die Preisspanne. Die Universität der Bundeswehr hat die Leistungsanforderungen beispielsweise mit dem Trotec TAC V+ (ca. 4290 €) wie auch mit dem Viromed Klinik Akut V 500 (ca. 3500 €) nachgewiesen. Weitere Hersteller sind unter anderem Blueair aus Schweden, IQair aus der Schweiz oder Ozonos aus Österreich.

PS: Der oft verwendete Begriff HEPA (High Efficiency Particulate Air) sei, so Kähler, kein geschützter Begriff, daher sollten sich Gastronomen besser nicht nur auf den Namen verlassen.

Acrylglas-Schutzwände
 

Acrylglas-Schutzwände zwischen Gästen, die aus unterschiedlichen Haushalten stammen, schützen als Spuckschutz, zum Beispiel bei Lachen oder direktem Anhusten. Die durchsichtigen Schutzscheiben können fest installiert oder mobil sein: Sie lassen sich zum Beispiel mithilfe von Metallketten an der Decke befestigen oder dienen als „bewegliche Wand“, bei der die Scheibe zwischen Holz- oder Metallhalterungen verankert ist.

Tipp: Zweitverwerten Sie doch die Schutzwände, indem Sie darauf Ihre Tagesangebote, die Hygieneregeln oder etwas Persönliches schreiben.

Hygienemaßnahmen
 

Das erste, was Besucher derzeit im Gastraum wahrnehmen, ist die Desinfektionsmittelstation. Empfehlenswert sind freistehende Säulen oder Spender zum Aufhängen. Denn diese sprühen das Desinfektionsmittel kontaktlos.

Auch Gratis-Einwegmasken am Eingang des Restaurants sind für all die Gäste, die ihren Mund-Nasen-Schutz vergessen haben, sicher eine gute Investition.

Digitale Lösungen
 

Doch nicht nur in der Luft, auch auf Speisekarten, Kartengeräten, Tablets und Stiften können sich Coronaviren befinden. Anstelle einer manuellen Desinfektion nach jedem Gebrauch kann die Umstellung auf digitale Lösungen (auch langfristig gesehen) sinnvoll sein. So sparen Sie nicht nur Zeit, sondern erhöhen zugleich die Sicherheit Ihrer Gäste.

Immer mehr Apps und Softwareprogramme, wie beispielsweise das Kassensystem von gastronovi, kombinieren dabei zwei oder mehrere Module und verknüpfen auf diese Weise die digitale Speisekarte mit Gästedaten-Erfassung, Bestell- und manchmal auch Bezahlfunktion. Auch andere Anbieter ermöglichen individuelle Lösungen: ob die digitale Speisekarte von Ordito, Online-Reservierungen mit Teburio oder das digitale Gästebuch von atodo.

Time-Slots
 

In den USA sind Time-Slots, also feste Zeitspannen, gang und gäbe. Der Gast bucht im Vorfeld (online) seine gewünschte Zeitspanne, in der er dann vor Ort „seinen“ Tisch nutzen kann. Gastronomen, die Restaurants mit geringer Kapazität betreiben, könnten überlegen, mit Time-Slots zu arbeiten, sodass Tische garantiert mehrfach pro Abend vergeben werden können. Allerdings sollte die Stimmung, die ein schöner Abend in einem Restaurant bieten soll, nicht darunter leiden. Daher stehen ein qualitativ hochwertiger Service und (sicherer) Kontakt nach wie vor an erster Stelle.

Tipp: Endet der gebuchte Time-Slot, könnten Sie von Anfang an ein „Gastgeschenk“ etablieren (einen Kaffee, einen Grappa, ein kleines Dessert …), um Ihren Gästen den nahenden Aufbruch auf freundliche Art zu signalisieren.

Eine Umstellung auf digitale, kontaktlose Gastro-Lösungen kann mittelfristig auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. Mit Raumtrennern und Desinfektionsmittelspendern sind Sie immer auf der sicheren Seite und schützen Ihre Gäste auch vor anderen Viren. Überlegen Sie, in einen bzw. mehrere Luftreiniger zu investieren, sollten Sie gut recherchieren und die Kosten im Blick haben. Für manchen Gastronomen können Leasingmodelle und Landes-Fördermittel eine Option sein. Lüften kostet auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten womöglich doch – wenn es den Gästen schlicht zu kalt wird. Daher eventuell gleich zu Beginn des Restaurantbesuchs Fleecedecken verteilen oder das Konzept Decke to go im Vorfeld kommunizieren (siehe Tipps für den Außenbereich).

Dass die Krise zu dauerhaften Veränderungen im Verhalten der Gesellschaft und somit auch in der Gastronomie führen wird, steht fest. Das Corona-Virus wird, auch nach Ende des Lockdowns, zunächst nicht einfach verschwinden. Vielmehr wird es, wie viele andere Umwelteinflüsse, zum alltäglichen Begleiter werden. Hygienische Maßnahmen gegen eine erneute rapide Ausbreitung des Erregers sind selbstverständlich. Darauf sollten Sie unbedingt vorbereitet sein.

Quelle: www.gastivo.de (Kirsten Schwieger)